29 Oktober 2006

Alleinzusein...

So, ich bin allein im Haus.
Tochter mit Schatz (Lebensgefährten) im Engagement in Hamburg, Zwillinge bei Tante Suse in Lüneburg (gleich neben Hamburg) und Oma blieb allein zurück und hütet gewissermaßen das Haus.
Erst mal durchatmen.
Das Waschen, Sortieren und Packen für fast ein halbes Jahr (die gesamte Winterzeit) mit Schulsachen, Ballettschuhen und Spielzeug für achtjährige Zwillinge, die voll im Leben stehen, will erst mal von Oma bewältigt sein. Fast ein kleiner Umzug. (Außerdem hasse ich packen. Ich reise auch nur, wenn ich muss.) Die Mama hatte schon seit dem 19. Okt. Proben in Hamburg und die lieben Kinder mit samt ihrem Gepäck wurden vom Opa ein paar Tage später hinterher gekarrt. Meinem Miniauto war die Last leider nicht zuzutrauen.
Erst gönnte ich mir eine ganz kleine Auszeit, ein Kurzurlaub sozusagen, bei dem Wetter ideal. Ein bisschen raus gehen und mal wieder um den See laufen, endlich ‚Sakrileg’ lesen, ein paar nette Menschen anrufen, die sonst zu kurz kommen und einmal am Tag Kochen und Essen zelebrieren. Nicht schlecht, so vom Schreibtisch aus den beginnenden Herbst zu beobachten oder im Garten Nüsse zu sammeln.
Der ‚Da Vinci Code oder Sakrileg' ist bestimmt für die meisten inzwischen ein alter Hut, aber ich lese nun mal lieber Sachbücher und kluge Gedanken von klugen Frauen, da muss so in Roman einfach auf seine günstige Gelegenheit warten, um sich dazwischen zu quetschen. Also ich fand ihn nicht so doll. Erstens kannte ich die Story von endlosen Debatten und Filmbesprechung vorher schon und mit etwas weiblich/esoterisch/historischem Standardwissen waren selbst die Passwörter des so genannten Schlusssteins ein Heimspiel. Der Harvardprofessor hat sich da etwas männlich (beinahe hätte ich dämlich geschrieben) angestellt. Na gut, es ist ein Roman und es kommen einige interessante Hintergrundinformationen unter die Leute und schon dafür hat Dan Brown ein Lob verdient.
Ich werde nun mein Alleinsein als eine spannende Zeit ansehen und überlegen, ob ich mal was ändern sollte, vielleicht vergessene Gewohnheiten reaktivieren oder Dinge tun, die ich bisher nur aufgeschoben habe und damit meine ich nicht nur den Keller aufräumen. Das Alleinsein genießen und erforschen, mit Tätigkeiten ausfüllen die bisher zu kurz kamen und zu denen frau wirklich Muße braucht.
Aber fehlen wird mir meine temperamentvolle Familie doch.
Da fällt mir wieder der Goldschnitt verzierter Gedichtsband ein, mit den elegischen Versen und den romantischen Stichen aus der guten alten Zeit im Ludwig Richter Stil, wie hieß es doch dort:
Allein zu sein!
Wie oft in stillen Stunden
hab ich’s erfleht
von des Geschickes Gunst … 

Und es würde nicht aus älterer Zeit stammen, wenn nicht noch das moralische Ponyfüßchen käme, nämlich dass Alleinsein nicht nur, nicht erstrebenswert, sondern auch die gewünschte Einsamkeit mit Sehnsuchtsschmerz, wenn nicht gar mit Gewissensbissen verbrämt ist. Wahrscheinlich habe ich das Buch auch nicht mehr, sicher ist es in seine Zeit zurückgekehrt.

So geht das, mitten im Getriebe sehnen wir uns nach Ruhe, Abstand, Kontemplation. Ich möchte dann immer in Klausur gehen, eine Hütte im Wald beziehen oder einfach nur mal einen Gedanken zu Ende denken können. Alles gut und schön, aber allein sein ist doch eine recht zweifelhafte Lebensform für ein Menschenwesen. Natürlich gab es immer einsame Waldfrauen, Einsiedler, Eremiten, jedoch in froher Gemeinschaft lebt Mensch einfach am besten.
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11 Oktober 2006

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