Das Jahr neigt sich und meine Gedanken zur Alten sind noch lange nicht am Ende. Es gäbe noch so viel darüber zu künden. Das Großmutter-Sein ist eine der
Phasen in einem Frauenleben und heutzutage für fast jede Frau keine
kurze. Es ist die Zeit der Reife, der Alten, der Weisen und kann
mehrere Jahrzehnte umfassen.
In einem Gespräch wurde mir einmal von
einer recht jungen Frau vorgehalten: Na und – nicht jede alte Frau
ist weise.
Das stimmt und auch nicht. Weisheit ist
kein Leistungssport. Aber ein Zug unseres menschlichen Seins und
nicht immer an ein bestimmtes Alter gebunden. Trotzdem ehrten
dereinst unsere Ahninnen und heute noch viele indigen und matrifokal
lebende Gemeinschaften (Völker) das Alter. Sie wussten, was es für
die Gemeinschaft hieße, ohne den weisen Rat, die Erinnerungen und
den zwischenmenschlichen Ausgleich, den die Alten einbringen, leben
zu müssen.
Dabei ist die Weisheit des Einzelnen
nicht der entscheidende Faktor, sondern die Haltung, die alle in
Respekt und gegenseitiger Zuwendung für einander einnehmen.
Die natürliche,
die generationsübergreifende, Fürsorge umfasst eigentlich die Zeit von
der Geburt bis zum Tod - ein menschen-art-gerechtes Geschehen, dass
aus unserer Kultur fast völlig verschwunden ist. Mal abgesehen davon, dass
ich tatsächlich eine mehrfache Großmutter bin, lebe ich schon seit
Jahren in der Intention der Alten. Dieses Sein und diese Haltung erfährt, wir wissen es alle, in
unserem patriarchalen Gesellschaftssystem wenig bis keinerlei
Wertschätzung. Das seit Jahrhunderten missachtete Muttersein eben.
Die Alte, die Mutter der Mutter, ist immer in ihrem Wissen und ihrer Erfahrung die Vertreterin der "altenWelt" auf der letztendlich alles Zukünftige aufbaut.
Die Alte, die Mutter der Mutter, ist immer in ihrem Wissen und ihrer Erfahrung die Vertreterin der "altenWelt" auf der letztendlich alles Zukünftige aufbaut.
Das wussten sie auch noch in Zeiten, als die Alte schon nicht
mehr gehrt wurde. Wurden doch noch Märchen und Sagen von ihr und von
Frau Holle und der Berchta erzählt. Einer solchen Geschichte habe
ich einen kleinen Ausschnitt entnommen, der zeigt, dass 'die Alte'
schon immer von dieser Welt, aber auch verbunden in den Zeiten war:
„Nun aber lebte auf diesem Hof eine uralte Frau. Die war noch von der alten Welt. Sie saß zu jeder Stunde am Herd, spann im Rauch und roch das Unsichtbare. Die Kunde von den alten Zeiten war ihr noch zugegen, und sie wußte mehr von dem Wechsel und Wandel der Dinge als die anderen.“
Zitat: Raunächte – Märchen,
Brauchtum, Aberglaube – aus der
Geschichte „Das ausgeblasene Licht“ - Herausgeberin: Sigrid Früh - (Quelle: K. Paetow: Frau
Holle, Märchen und Sagen, Hannover 1952)
1 Kommentar:
das zitat möcht ich mir im büro an die wand hängen :)))
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