26 August 2013

Manchmal...


... manchmal lese ich in meinem eignen Blog, der inzwischen einen Umfang von respektablen 320 Beiträgen verzeichnet und viele davon sind nicht gerade kurz.
Ich picke mir von Zeit zu Zeit ein Label heraus und schaue, was ich unter dem Stichpunkt so abgelegt habe.
Zum Thema „Großmutter“ finden sich 47 und bei „Mutter“ sogar 62 Texte. Natürlich gibt es dabei etliche Überschneidungen. Aber wenn ich die einzelnen Texte miteinander verknüpfen würde, käme eine recht umfangreiche, konsistente Betrachtung zum Thema Mutter dabei heraus. Die Frage ist jedoch, interessiert das "Mutterthema" noch Andere außer mir?
Frauen zeigen sich heute an allem Möglichen interessiert und genießen die Freiheit sich zu jedem nur erdenklichen Thema zu verbreiten. Manchmal sind auch einige darunter, die sich dem Phänomen Mutter zuwenden. Gefühlte 1% und überwiegend junge Frauen, die sich aktuell im Mutterstatus befinden.
Die Frau von Heute hat viele Identifizierungsmöglichkeiten über die sie eine Pseudoverbundenheit* mit anderen Menschen leben kann. Sie ist Bürgerin eines Staates und sie kann Christin, Buddhistin oder Muslima sein. Frau ist Feministin oder Esoterikerin, Künstlerin, Rentnerin oder Mitglied einer Jugendgang. Sie liebt es, die Frau an der Seite von Herrn Y zu sein oder eine bekannte Politikerin. Eine Frau kann sich mit ihrem Beruf identifizieren - als Sekretärin, Ärztin oder Nutte, alles ist möglich. Sie kann als Model Karriere machen, ja sogar als Fan einer Berühmtheit selbst berühmt werden. Je nach ihrem Lebenskonzept oder ihrer Einstellung wird sie in der Öffentlichkeit als Vegetarierin, Lesbe, Ehefrau, Bloggerin oder Nonne wahrgenommen. Sie kann anstrengend, angepasst, modebewusst oder völlig desinteressiert sein. Die Vielfalt an Merkmalen, die es für die Frau heute gibt, sind schier unendlich und alle Frauen können außerdem noch Mütter sein. Das wird aber nur manchmal registriert...


* ... in der patriarchös geprägten Gesellschaft sind für den erwachsenen Menschen eigentlich nur Pseudobindungen vorgesehen...
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06 August 2013

Analyse eines Selbstverständnis


...ein Artikel bei Zeit - Online stellt fest:  Wir Eltern sind unsolidarisch  - und weiter:
„Wir wollen nur das Beste für unsere Kinder. Warum lassen wir dann zu, dass ihre Erzieherinnen so schlecht dastehen?“

Sagt mal, habe nur ich mit dieser Formulierung Probleme und bin ich zu alt für dieses Selbstverständnis mit dem Mütter ihre Kinder ununterbrochen Menschen,
die sie nicht wirklich kennen, in die Hand geben und sie von diesen erziehen lassen? Wir wollen also nur das Beste für unsere Kinder und daher engagieren wir sozusagen fremde Menschen, die im Rahmen von staatlich vorgegebenen Richtlinien und Einheitsplänen aus einzigartigen Kleinkindern erst ein angepasstes Schulkind und später einen gefügigen Arbeitnehmer formen?

Diese, von mir gestellte, Frage fällt natürlich aus dem mainstreamigen Fortschrittsgeist. Die moderne Frau ist längst emanzipiert und woke sowieso und tunlichst der Hausfrau-Mutter-Fessel ledig und was sollte sie auch sonst tun? Väter und Mütter müssen arbeiten, also erwerbstätig sein und die Gesellschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht dem Nachwuchs relativ einheitlich Kultur und Wissen angedeihen zu lassen. Die heutige feministische Frau und Mutter, für die ein Beruf, eine Erwerbstätigkeit und wenn möglich
eine Karriere, auch als ökonomische Notwendigkeit vorausgesetzt ist, darf daher gar kein Problem damit haben, ihr Kind durch andere Leute nicht nur unterrichten, sondern auch erziehen zu lassen.
Selbstverständlich ist die „ErzieherIn“ nicht als die bessere Mutter zu verstehen (auch wenn das gern durch Politik und Medien suggeriert wird), sondern es handelt sich dabei um einen anerkannten, geachteten Ausbildungsberuf, genau wie die LehrerIn. Aber geachtet und wertgeschätzt ist auch hier immer noch nicht deckungsgleich

Diese ErzieherInnen unserer Kinder sind erst einmal Menschen, die wir in der Regel gar nicht kennen. Wir wissen nichts über ihren Charakter, ihre Herkunft, ihre tatsächliche weltanschauliche Einstellung, über ihr Privatleben – und natürlich geht uns das auch gar nichts an.
Aber letztendlich sind es die Parameter nach denen sich diese fast unbekannte Person verhält und auf unsere Kinder einwirkt. Auch später in der Schule findet nicht nur reine Wissensvermittlung statt, sondern soziale Interaktion und das oft auf eine sehr stressige, komplizierte, vielschichtige Art, welche das Kind eher vom Lernen abhält, als es zu begeistern. Die Eltern der Kinder erwarten zwar vom Lehrerkollegium ausreichend pädagogische Kenntnisse, welche sie befähigt ihr Kind angemessen zu erziehen, doch wie aufmerksam und zugewandt kann schon eine LehrerIn hunderten von unterschiedlichsten Klein-Persönlichkeiten gegenüber sein?

Diese mangelnde Wertschätzung der Erziehertätigkeit ist imho auf zwei Punkte zurück zu führen. Einmal die generelle Verachtung eines jeden mütterlichen Engagements, denn das ist es was ErzieherInnen letztendlich für unsere Kinder aufbringen müssen, da Mütter scheinbar etwas besseres zu tun haben und zum anderen das natürliche Misstrauen, dass naturgemäß eigentlich erst einmal einem jedem „Fremden“ entgegengebracht wird, der uns unseren Nachwuchs entzieht.

Trotzdem liefern wir, gegen besseres Gefühl, den (bestimmt ehrlich bemühten und freudig engagierten) ErzieherInnen unsere Kinder aus, weil es erstens unserem derzeitigen kollektiv verankerten Sozialverhalten entspricht und zweites in dem Wissen, dass diese nur vorübergehend in das Leben unserer Kinder eingreifen – wir also unser Kind wieder unbeschadet, möglichst verbessert und gut gebildet zurück bekommen.

Das Einverständnis zu Fremdbetreuung ist natürlich keine Entscheidung, die jede Mutter jeden Morgen fällt bevor sie ihr Kind in der Einrichtung abliefert oder hinschickt. Hierbei handelt es sich
inzwischen um kollektive Mechanismen, die nicht mehr hinterfragt werden und in vorauseilendem Gehorsam der Schwarmkonvention gegenüber schon vor der Geburt eines Kindes akzeptiert und in die Wege geleitet werden.

Aber vielleicht wertschätzen wir auch die Erzieherinnen deshalb nicht wirklich, weil sie das letzte Glied in der Kette eines törichten und nicht artgerechten Aufzuchtsystems unserer Töchter und Söhne sind. 

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