26 Juli 2014

null und nichtig


...seit neustem bin ich auf FB in einer Gruppe, die nennt sich „Nichts“. Das fand ich witzig und so habe mich gleich um Aufnahme beworben. Und nach dem ich dort auch einen nichtigen Spruch gepostet habe, lässt mich das Nichts um das Nichts nicht mehr los...

Das so vielfältig schillernde NICHTS ist den meisten seltsamer Weise sehr gut bekannt. Einigen aus ihren unterschiedlichsten Selbstversuchen, anderen beispielsweise aus Der unendlichen Geschichte. Dort ist das 'Nichts' ein grausames Ereignis, dass Stück für Stück das wunderbare Phantasien verschlingt – aber, keine Sorge, es eilt, wie es in der Literatur üblich ist, ein Retter herbei. Ein Junge bringt mit seinen fantasievollen Wünschen das Land erneut zum erblühen. Ich hoffe inständig, dass sich alle kleinen und großen Mädchen auch dessen bewusst sind, dass sie jederzeit ebenfalls ein Phantasien schaffen können ... also, ich werde nicht müde es ihnen zu sagen!
Das sogenannte Nichts ist somit eines der Tore, durch das wir unsere innere Welt betreten können und gleichzeitig ist es ein Portal zu den Gefilden, die gern als Anderswelt beschrieben werden. Das Nichts kann eine Art Brennglas sein, das unsere Sinne fokussiert - wir sehen, hören und fühlen mehr ... die Welt um uns wird dichter und gleichzeitig lichter... sie wird bunter, lebhafter und ebenso stiller und tiefer.
Das 'Nichts' hat erstaunlich viele Fassetten und dafür, dass es quasi nicht existent ist, finde ich diesen Umstand außerordentlich bemerkenswert. Eigentlich ist das Nichts eben absolut Nichts - so wie die Null eine Zahl ohne Wert ist. Aber und auch das beachtenswert, ohne die Null können wir auch keine Zehner, Hunderter, Millionen schreiben.
Das Nichts ist eine nicht bestimmbare Größe, in der wir uns ergehen können, mit und in ihr tun oder lassen was wir wollen. Andererseits ist Nichtstun verpönt. Aber was bedeutet es 'nichts' zu tun? Und wo kommt der schlechte Ruf des Nichtstun her?
Na? ... Aha … siehste, das ist es … wir sind erfolgreich dressiert worden und so haben wir wie es scheint, im Blick auf unser persönliches Sein nicht selten eine verschobene Wahrnehmung und oft auch ein völlig falsches Bild vom NICHTS und vom TUN. Ein Nichts-Tun gibt es nicht.
So wie es in Wirklichkeit das „Nichts“ nicht gibt. Es ist immer etwas da und es findet immer etwas statt, in unserer materiell- und energetisch-durchdrungenen Welt. Es ist eine Frage der Wertung bzw. der Bedeutung und was wir als beachtenswert oder als nichtig, für unsere Handlungen, Denkweisen oder Gefühle, halten.
Wenn ich sage: ich tue nichts, heißt das noch lange nicht, dass ich tatsächlich nichts tue – denn dann wäre ich tot. Und selbst da... wer weiß...
Das Leben 'tut' immer etwas - seit dem Moment, da es begonnen hat zu existieren. Und auch wir sind stets eins mit unseren inneren, vegetativen Abläufen, so wie wir uns unbewusst auf die lebendigen, selbsttätigen Automatismen in unserem Körper verlassen. Auch unser Geist ruht nie wirklich.
Unsere sinnliche Wahrnehmung ist immer aktiv. Selbst wenn wir vermeintlich nichts tun, kreisen wir mehr oder weniger aktiv in unserem inneren Kosmos. Was also ist dieser Begriff des Nichts? Er erscheint uns so plausibel, wir begegnen ihm überall - er ist und doch so wenig greifbar.
Seit unserer Geburt sind wir in eine Art 'sozialen Kollektivvertrag' eingebunden. Ohne unsere menschliche soziale Einbindung, die unserer Spezies eigen ist, hätten wir unsere ersten Tage nicht überlebt. Die soziale Gruppe ist ein Teil von uns, immer! Da gibt es kein Nichts, darf es nicht geben, zum gedeihlichen Heranwachsen des Einzelnen und zum Wohle aller.
Zwar suggeriert unser modernes Dasein manch einem, dass er gut ohne andere auskommt und niemanden wirklich braucht, doch benutzt er ohne groß darüber nachzudenken die Wasserleitung, das Stromnetz, die Abwasseranlage, die öffentlichen Verkehrsmittel, geht in all den kunterbunten Shoppingparadiesen einkaufen und hat einen Arbeitsplatz, an dem er für all das, das notwendige Geld verdient. Der (modere) Mensch partizipiert ständig von der Existenz und der Arbeit aller anderen, ohne dass diese essentielle Abhängigkeit als solche permanent thematisiert wird. Da der Großteil dieser benötigten Gütern und Dienstleistungen meist anonym bereitgestellt wird, nimmt es so mancher nicht nur selbstverständlich hin, es scheint ihm auch wie aus dem Nichts zu kommen.
Das Nichts ist eine Illusion ... es ist das Phänomen, das Existenz und Nichtexistenz in sich vereint und ab und zu brauchen wir einfach eine Priese von diesem NICHTS, damit uns die deftige Wirklichkeit nicht umhaut...


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2 Kommentare:

Grey Owl Calluna hat gesagt…

Ufff......da könnte Frau ja glauben, ich hätte mich hier von den "Toren und Portalen" inspirieren lassen......
Aber ich habe Deinen Post erst jetzt gelesen und die Rea gestern Nacht geschrieben......
Ist schon manchmal merkwürdig, wie die Worte durch den Äther fliegen und viele von uns greifen zur gleichen Zeit die Selben auf....
Ist mir schon oft aufgefallen!!!

Mit dem „Nichts“ habe ich mich eigentlich noch nicht wirklich beschäftigt.
Ja, mit dem Nichts – Tun hab’ ich auch noch so meine Schwierigkeiten. Gerade DA wurde ich hervorragend konditioniert! Mit Schuldgefühlen beladen.....
Daher fiel es mir auch so schwer meinen Tag mit den Dingen zu bestücken, die ich zum einen noch kann und zum anderen seelisch gut tun. Also, Dinge, die ich einfach nur gern tue, egal ob sie wer als nützlich erachtet oder nicht.
Es wäre früher undenkbar gewesen, dass ich den ganzen Tag beim Schreiben verbringe.......dass es mir eines der Wichtigsten Dinge ist und vor allem Freude macht!

Und ja,.....ich gönn’ mir jetzt öfters mal eine „Priese vom NICHTS“!

Schöner Post! Gut geschrieben!
Danke!
...und alles Liebe
Rosi

Stephanie hat gesagt…


Danke dir für diesen schönen und ausführlichen Kommentar...
viel Spaß mit dem Nichts im Tun für dich selbst
herzlichst Stephanie