12 August 2014

lobe, lobe, lobe...


'wir loben andere und uns selbst nicht genug und wir werden zu selten gelobt'... so die gängige Meinung, die mir immer wieder begegnet. Wenn wir uns gegenseitig mehr loben würden, ginge es uns allen besser. Aber stimmt das?
Das Loben erfolgt in der Regel von oben nach unten. Der Ältere lobt den Jüngeren, der Lehrer den Schüler, der Chef den Angestellten, der Experte den Amateur, der Wissende den Unwissenden... und manchmal kommt es einem auch so vor als würden Frauen nur von Männern gelobt. Anders herum ist es in unserer Kultur eher unangemessen. Das Loben für Andere setzt voraus, dass ich einschätzen kann, dass es gut und richtig ist, was sie tun.
Es gibt also immer einen der beurteilen kann, ob das Verhalten, die Arbeit, die Bemühung zu loben ist oder nicht. Und damit ist dies Art Lob auch eine gewisse Form der Demütigung. Aber vielleicht gibt es auch noch andere Formen des Lobes.
Mag ein Kleinkind noch in Entzücken verfallen, wenn die Mutter mit Begeisterung in der Stimme und einem Strahlen im Gesicht dem Winzling versichert: Das hast du ganz toll gemacht, mein Schatz... dabei ist für den Zwerg die Wortwahl kaum von Bedeutung, hier zählt Körpersprache (Zugewandtheit), die entsprechende Stimmmodulation und das glückliche Gesicht der lobenden Person. Das kleine Kind, das noch ganz viel Orientierung braucht, um sich in seinem Nähe-Umfeld in den bestehenden Beziehungsregeln zurecht zu finden und um sich anzupassen, ist auf diese Zustimmung seines Seins und Tuns angewiesen. Dabei geht es weniger darum erfreut zu sein, dass das Verhalten des Kindes Anklang fand oder dass es nun gelernt hat Türmchen zu bauen, sondern darum, dass es sich angenommen und geborgen fühlt. 
Eine der wichtigsten menschlichen Überlebensregeln im Sinne der Evolution lautet: am besten bist aufgehoben in einem wohlwollenden, verlässlichen Menschenkreis, in dem du dich angenommen, akzeptiert und geliebt fühlst. Je kleiner wir sind, desto eher ist das, was allgemein unter 'loben' verstanden wird, noch zu tolerieren.
Das größere Schulkind reagiert dagegen auf ein: 'das hast du aber fein gemacht', wohl eher irritiert oder beleidigt. Etwas ganz anderes ist es jedoch, wenn in einem Lob Bewunderung und Anerkennung ob einer individuellen oder besonderen Leistung mitschwingt (wenn z.B. ein Elternteil allen Grund hat der Zwei in Mathe seines Sprösslings Bewunderung zu zollen, wenn er selbst über eine Vier selten hinauskam).
Ich ersetze daher das „Loben“ viel lieber durch die Begriffe Akzeptanz und Anerkennung. Auch wenn wir Frauen uns untereinander nicht genug loben, hat das viel damit zu tun, dass immer noch zu wenig Achtsamkeit, Wertschätzung und Zustimmung den alltäglichen Umgang untereinander bestimmt. Wir wünschen uns zwar, dass andere uns anerkennen, reagieren bei Lob jedoch eher verhalten bis misstrauisch. 
Und das ist nicht verwunderlich ist, trugen doch die letzten tausende Jahre nicht dazu bei, die Frau an sich, als das wunderbare Wesen zu sehen, dass sie von Natur aus nun mal ist. Außerdem wurde der naturgemäße innige Verbund von Großmüttern, Müttern, Töchtern und Schwestern gründlich zerschlagen ... einander entfremdet und zur Konkurrentin um den Mann gemacht, bekommt selbst ernst gemeintes Lob von der nächsten Verwandten oder Freundin, den bitteren Beigeschmack eines Lippenbekenntnisses ... fangen wir also mit bewusster Achtsamkeit, aufrichtiger Anerkennung und wohlwollender Zuneigung an...
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