20 Januar 2015

Die Dienstagsphilosophie

In einem von mir zufällig gefundenen Kommentar fragt Ina Praetorius: „... ist es weise, Charlie zu sein, wenn es mir um weibliche Freiheit geht?“
Also mir geht es hierbei nicht um Ina P., auch nicht um den aktuellen Hype um Charlie, ja noch nicht mal um die weibliche Freiheit, sondern um das Wort 'weise' in diesen Zusammenhängen.
Wie weise sind wir denn wirklich? Wir Frauen? Wir Mütter? Wir als einzelne Person in einer Gesellschaft, die Weisheit nur als rhetorische Floskel kennt?
Die Alltagsweisheit und auch die besondere Altersweisheit ist wohl zu allen Zeiten ein Teil menschlichen Miteinanders gewesen.
Weise und Wissen – die Begriffe korrelieren unmittelbar. Das menschliche Wissen ist inzwischen gigantisch und täglich kommt neues hinzu. Die Frage ist nur, wie hilfreich ist das angehäufte Wissen für die Menschen dieser Welt. Wir wissen inzwischen, dass der Mensch als Person in der Lage ist ein gewaltiges und oft auch unnützes Faktenwissen zu horten, denn wie viel er davon zum Überleben, Wohlfühlen und Glücklichsein braucht, darüber streiten sich die Geister. Und ob er schafft sie der nächsten Generation zu Gute kommen zu lassen?
Mit dem Wort 'weise' verbinde ich viele nachhaltig daherkommende Eigenschaften. Eine gewisse Ruhe. Die Weisheit pflegt die Beschaulichkeit und die Einsicht in die Notwendigkeit. Weisheit überstürzt nicht. Weise ist nicht hektisch und neigt nicht zu Übersprungshandlungen. Weise ist weitsichtig, vorausschauend, wägt ab und durchschaut das scheinbar Offensichtliche. Weise ist weise.
Natürlich hat das Drama um Charlie eine mitreißende Wirkung auch auf Frauen und das Bekenntnis der Solidarisierung mit den Opfern und der bedrohten Meinungsäußerungsfreiheit läuft tatsächlich nur unbedingt mit der kollektiven 'weiblichen Freiheit' konform...
und so denke ich auch: nein, weise ist das nicht, unreflektiert jedem Hype zu folgen, der uns dem Ansinnen die Frau wieder ihren Platz im Kontinuum des Menschseins einnehmen zu lassen, nicht wirklich näher bringt. Männer streiten und kämpfen untereinander sowohl mit Waffen als auch mit der Feder und alle humanen Belange enden als Kollateralschaden. Welche Art der weiblichen Weisheit sollte hier greifen?

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