30 September 2015

Das weibliche Fühlen und Denken - eine persönliche Betrachtung

Manchmal frage ich mich: besitzen Frauen den Verstand aber Männer benutzen ihn? Ich möchte mich nicht unbeliebt machen, aber noch habe ich immer wieder den Eindruck, dass das weibliches Denken so als gesellschaftliche Erscheinung weder en vogue noch gern gesehen ist. Frauen besitzen unzweifelhaft Verstand, auch wenn der Mainstream vielfach noch dagegen hält. Männer gehen gern ungerührt darüber hinweg.

Es ist u.a. die geistige Komplexität, die den Menschen ausmacht und die Mütter von Anbeginn an ihre Kinder vererben, auch an ihre Söhne. Ja, Frauen besitzen eine Menge Verstand und sind das, was wir vernünftig nennen. Ja mehr noch, (Menschen)Frauen haben die Vernunft erfunden – in natürlichen Ur-Zusammenhängen handelten und fühlten sie im Sinne der Sache, d.h. zum Wohle der Gemeinschaft. Sie sind vorausschauend, wägen ab und bedenken die Folgen - sie handeln also folgerichtig - das ist vernünftig.

Wenn Frauen im wissenschaftlichen Bereich Wissen schaffen, dann fällt imho (freie) weibliche Arbeit prinzipiell anders aus, als die der männlichen Kollegen. Die Geisteswissenschaft, wie die Philosophie, denkt über das Leben nach - auch das können Frauen ausgezeichnet, wenn mann sie lässt und der weiblichen Weisheit nicht die kruden Lehren klassischer Philosophen aufzwingt.

Und verstehen wir unter Religion den rückbindenden Effekt an unsere weiblichen Wurzeln und nicht die Gebote und Gesetze beladenen Lehren der Väter, dann ist für die spirituell denkende und handelnde Frau auch ihre persönliche Religion ein hohes Gut. Diese hat sie getrost und bei klarem Verstand schon immer an ihre Kinder weitergeben bzw. (epigenetisch) vererbt. Die Mutter, ist die Quelle des menschlichen Fühl-Denkens. Die Nähe, das gelebte Beispiel des energetischen Austauschs, Mitteilungen der körperlichen Empfindungen mit allen Sinnen, liebende Wahrnehmung und Zugewandtheit, sind die Transportmittel der mütterlichen Lebenslektionen - des beispielhaften Vorlebens im menschlichen Kontinuum. Fühlen und Denken ist für den Menschen eine Einheit. Aber wir können auch sagen: Am Anfang war das Wort - das Wort zwischen Mutter und Kind und dieser kulturelle Effekt findet im Bindungskraftfeld der menschlichen Nähe statt. Sozusagen pure Mutter-Energie...

Ist also Fühlen auch Denken? Haben wir nicht mal gelernt, das Denken und das Fühlen schön sauber getrennt zu halten sind? Die Ratio, das logische Denken war Männersache, die Emotionen wurden den gefühlsduseligen Weibern nachgesagt. Also was ist weibliches Denken und wo ist es gar mit Intuition und Empathie identisch?

Intuition und Empathie ist, genau wie Fantasie, ein geistig/mentales Werkzeug um mit der Welt in Kontakt zu treten, sie (sich) zu erklären und um ihr zurecht zu kommen und um den Kontakt zu den Angehörigen nicht zu verlieren. Trotzdem habe ich immer wieder den Eindruck, dass Intuition immer noch nicht als eine der grundlegenden evolutionären Leistungen im menschlichen Dasein anerkannt wird.

Intuition ist auch nicht deckungsgleich mit dem Instinkt, der auch noch in uns steckt. Der Instinkt ruft Reaktionen des Urverhaltens ab. Die Intuition rechnet auf Grund unserer persönlichen Erfahrungen die Zukunft für eine Situation hoch. Wir wissen intuitiv was für uns gut und richtig ist und das schon seit unserer Kindheit. Dafür tut der derzeit bestehende patriarchale Lebenszwang, seine Ideologien und Dogmen weder unserer Psyche, noch unserem Geist, noch unserem Körper (natürlich ist das eine Einheit) gut.

Der patriarchösen soziokulturellen Unterdrückung entspringt eine Art Miasma, ein permanent bestehendes negatives Energiefeld, in dem wir uns ununterbrochen bewegen. Unsere Körper-Geist-Psyche-Einheit, repräsentiert durch unsere Person, leidet an der patriarchal typischen Fremdbestimmung, aus der weitgehend unser Alltag besteht und die unsere kollektiven sowie persönlichen Abläufe steuert und kontrolliert.

Diese lebensunfreundliche Basis, beruhend auf patriarchalen Denkkonstrukten, zwingt uns auch in dauerhafte, nachhaltige Erlebnisfelder, die uns bestimmte Effekte unseres Erfahrungskosmos epigenetische weitervererben lassen. Traumata werden über mehrere Generationen weitergereicht (z.B. viele der Kriegs- und Nachkriegskinder wissen das bzw. leiden darunter). Und deshalb sage ich auch immer, dass uns Frauen hier in Mitteleuropa noch immer die Hexenverfolgung und -vernichtung in den Knochen (Zellen) steckt. Vielleicht mehr noch als die diversen Kriege. Der sogenannte Hexenwahn zog sich schließlich über fünfhundert Jahre hin. Durchaus ein Zeitraum in dem sich der Schrecken, die Furcht vor Folter und Tod sowie das Misstrauen dem eigenen Geschlecht gegenüber, im Gefühlsmuster von Frauen erfolgreich über Generationen hinweg festgesetzt haben kann. Da ist rationales Denken manchmal machtlos wenn uns diese Gräuel wieder bewusst werden, die unterschwellig noch immer wirken.

In meiner Fernsehzeitung fand ich einmal einen kleinen Artikel, der die Frage in den Raum stellt: Kann der Bauch wirklich fühlen? Und da hieß es u.a.: „... Er kann es tatsächlich, haben Mediziner herausgefunden. Denn im Bauchraum befindet sich ein feines Geflecht aus über 100 Millionen Nervenzellen: nach dem Gehirn und dem Rückenmark die drittgrößte Neuronen - Anhäufung im Körper. Nicht umsonst sprechen Neurologen auch vom Bauchgehirn. Es ist mit dem Gehirn eng verbunden, aber es agiert auch eigenständig. Es denkt. Es fühlt. …“

Handeln aus dem Bauch heraus, ist inzwischen nicht mehr ganz so verpönt, wie zu meinen jungen Tagen. Doch steht die logisch unbegründete Intuition immer noch unter Generalverdacht einfach nur Spinnerei zu sein (und damit liegen diese Kritiker gar nicht mal so falsch, denn 'das Spinnen' ist imho komplexes Denken). Intuitives Handeln ist eigentlich sehr vernünftiges Handeln, es ist die gesamtkörperliche Reaktion auf eine bestehende oder akut auftretende Situation. Auf Grund unserer lebenslangen Erfahrungswerte und -muster errechnet unser Hirn und wer weiß was noch, blitzschnell Zukunftsvarianten und unser Gefühl (und damit die Vernunft) wählt für uns das Beste aus (was sich manchmal erst im Nachhinein herausstellt), denn das was unser Gefühl verantworten kann, ist erst einmal das Beste.

Ich habe immer wieder festgestellt, wenn es mir gut geht und ich über selbstverständliche Einflussnahme auf mein Leben verfüge, wenn ich sozusagen in meiner Mitte bin, findet ein sanfter dauerhafter Austausch zwischen meiner Denkleistung und der stets präsenten Intuition statt, der mir (und damit anderen) überaus gut tut. Ich kenne aber auch genügend, besonders in der Vergangenheit liegende Situationen da ich durch die äußeren Umstände eine ständige Alarmbereitschaft verspürte. Der Stress, dem ich ausgesetzt war, hat ständig alle Nerven klingeln lassen. Es kam zu Phasen einer Dauerpanik oder hilflosem 'nicht wissen, wo zuerst anfangen'. Meine Intuition kam gar nicht zu Wort. Mein Denken war streckenweise wie paralysiert. Entsprechend fielen einige meiner Entscheidungen aus.

Heute lasse ich mich nicht mehr hetzen. 'Ich denk drüber nach!' ist dann der Puffer zwischen einer Forderung und meiner Antwort. Und somit verschaffe ich meiner Intuition die Zeit sich zu entfalten. Eigentlich finde ich es ja doof, dass ich manchmal wesentliche Kenntnisse aus bunten Zeitschriften erfahre! Aber vielleicht ist es ja egal von wo uns die Informationen zufließen, die das Info-Puzzle vervollständigen - ob aus Gesprächen mit klugen Leuten, aus schwergewichtigen Sachbüchern, der Fernsehzeitung oder aus unseren Träumen! Sogar Facebook bzw. das Netz als solches, ist für Informationen der unerschöpfliche Umschlagplatz. Es gilt nur die richtigen Schlüsse zu ziehen und dafür wiederum ist das weibliches Denken hervorragend geeignet.

Stephanie Ursula Gogolin


Ausschnitte aus meinem Essay: Gibt es ein Weibliches Denken...

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